07.01.2021
Der nordhessische Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin relativ unbeeindruckt von der Coronakrise. Für Dezember meldet die Agentur für Arbeit Kassel wie schon für Oktober und November weniger Jobsuchende binnen Monatsfrist. Damit stemmt sich die Entwicklung auch gegen den saisonüblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit im ersten Wintermonat.
Aktuell sind im Bezirk der Arbeitsagentur, zu dem Stadt und Landkreis Kassel sowie der Werra-Meißner-Kreis gehören, 16 825 Menschen auf Arbeitssuche. Das sind 209 weniger als im November, aber 2306 mehr als im Dezember 2019. Die Arbeitslosenquote ist gegenüber dem Vormonat um 0,1 Punkte auf jetzt 5,8 Prozent gesunken. Im Vorjahresmonat waren es 5 Prozent.
„Die aktuellen Zahlen stimmen auf den ersten Blick zufrieden“, sagt Agenturleiter Detlef Hesse. Die Zugänge an Arbeitslosen bewegten sich weiter unter dem Niveau der Vorjahre, während die Abgänge in Erwerbstätigkeit, vor allem in Verkehrs-, Logistik- und Fertigungsberufen, trotz der Coronakrise gestiegen seien. „Wir wundern uns selbst ein wenig über die Entwicklung, aber sie stimmt uns hoffnungsvoll“, so der Agenturleiter.
Die niedrige Arbeitslosenquote ist laut Hesse allerdings auch trügerisch. Zum einen spiegeln die aktuellen Zahlen die Auswirkungen des verschärften Lockdowns ab 16. Dezember, der mit Schließung zahlreicher Geschäfte und Betriebe einhergeht, noch nicht wider. Grund dafür ist, dass in die Statistik lediglich die Werte bis Mitte Dezember einfließen. Zum anderen verweist Hesse auf das deutliche Plus an Jobsuchenden im Jahresvergleich von aktuell 15,9 Prozent und den anhaltenden Trend zur Langzeitarbeitslosigkeit. Beides zeige, welche Spuren das Krisenjahr bisher hinterlassen habe.
So ging auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten leicht zurück. Zum Stichtag 30. Juni – aufgrund von Nachmeldefristen wird der Wert immer erst mit sechs Monaten Verzögerung veröffentlicht – waren 214 674 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 1649 Personen beziehungsweise 0,8 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Besonders betroffen von dieser Entwicklung war die Zeitarbeitsbranche. „Zeitarbeiter werden im Abschwung häufig als Erste entlassen, aber auch als Erste wieder eingestellt, wenn es wieder aufwärtsgeht“, erläutert Hesse.
In der Bilanz der Arbeitsagentur für das Jahr 2020 schlägt sich die Pandemie deutlich nieder. Sie zeige krisenbedingt eine negative Entwicklung, sagt Hesse. Die durchschnittliche Arbeitslosenzahl kletterte im Agenturbereich demnach von 14 846 Jobsuchenden im Jahr 2019 auf 17 538 im vergangenen Jahr. Das ist ein Plus von 18,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg im Schnitt von 5,2 auf 6,1 Prozent. Der Stellenbestand verringerte sich um etwa 20 Prozent von 4122 auf 3293 Angebote.
Autorin: Dr. Nicole Schippers
Quelle: hna.de vom 06.01.2021
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